Bregenzer Festspiele 2019
Auch nach über 70 Jahren als „Orchestra in Residence“ der Bregenzer Festspiele sind die Wiener Symphoniker immer noch gut für Überraschungen. Eine solche ist heuer zweifellos ein Zyklus aller vier Symphonien von Johannes Brahms, wie man das in solcher Konzentration bislang hier nicht erlebt hat. Philippe Jordan, Noch-Chefdirigent der Wiener Symphoniker bis 2020, hat sich gemeinsam mit den Festspielen diesen Schwerpunkt ausgedacht, den er in den beiden Orchesterkonzerten am 4. und 5. August umsetzen wird.
Zu erwarten ist mehr als ein hechelnd rekordverdächtiger Brahms-Marathon. Dem Weltdirigenten Jordan wird es mit seinem gewieften Wiener Musiker-Kollektiv weit mehr um eine spannende Innenschau dieser gerne gepflegten Meilensteine der Orchesterromantik aus heutiger Sicht gehen. Und er wird versuchen, diesen späten Brahms-Werken auch etwas vom Geist ihrer Entstehungszeit in den Uraufführungen zwischen 1876 und 1885 mit auf den Weg zu geben. Da dieser Komponist erfahrungsgemäß zu den absoluten Lieblingen des Vorarlberger Konzertpublikums gehört, erübrigt sich auch die längst im Sprachgebrauch eingebürgerte Anmerkung „Lieben Sie Brahms?“ aus der berühmten Romanverfilmung nach Françoise Sagan. Auf gut Wienerisch: eine „No-na-Frage“!
Giuseppe Verdi "Messa da Requiem"
Mit dem Italiener Fabio Luisi, derzeit GMD an der Oper Zürich, wird bereits am 22. Juli ein ehemaliger Chefdirigent der Symphoniker das erste Orchesterkonzert in Bregenz leiten. Die Mitwirkung des Prager Philharmonischen Chors markiert dessen zehnte Saison bei den Festspielen, das monumental opernhafte Verdi-Requiem ist dem festlichen Anlass angemessen.
Giuseppe Verdi "Rigoletto"
Ihre prächtigste Klangentfaltung in Sachen Italianità werden die Musiker heuer auch beim „Spiel auf dem See“ aufbieten – wieder mit Verdi. Seine unglaublich populäre Oper „Rigoletto“ hat bei den Festspielen erstaunlicherweise noch nie den Sprung ins Massentheater der Seebühne geschafft. Da musste erst eine toughe Frau mit der Risikofreude und Weitsicht von Intendantin Elisabeth Sobotka kommen, um dem hier so lange verkannten Blockbuster zu Festspielehren zu verhelfen – mit vorhersehbarem Erfolg. Am Pult wird mit Enrique Mazzola ein langjähriger Freund des Orchesters stehen, der 2017 auch die Hausoper „Moses in Ägypten“ dirigiert hat.
Jules Massenet „Don Quichotte“
Bleibt als Spezialaufgabe noch die Opernrarität im Festspielhaus, mit „Don Quichotte“ von Jules Massenet diesmal ein Stück französischer Spätromantik mit spanischem Kolorit. Der Komponist hat 1910 Miguel de Cervantes‘ berühmte literarische Figur des „Ritters von der traurigen Gestalt“ mit inzwischen verblasstem Ruhm auf die Opernbühne gebracht und zum Prüfstein für mutige Opernbassisten in der Titelrolle gemacht, mit Fjodor Schaljapin als Premierenbesetzung.
„Tag der Wiener Symphoniker“
Eröffnet wird die Saison in Bregenz heuer am 14. Juli wieder mit dem schon traditionellen „Tag der Wiener Symphoniker“, bei dem Ensembles und Musikerinnen und Musiker aus Reihen des Orchesters in der Bregenzer Innenstadt ihr Können präsentieren.