Dass die Mitglieder der Wiener Symphoniker nicht nur als großer Klangkörper, sondern auch als feinsinnige Kammermusiker immer wieder glänzend in Erscheinung treten, beweisen sie seit langem durch ihre Reihe von Kammerkonzerten. Die Pflege der Kammermusik, die bekanntlich als Fundament und Ursprung der symphonischen Musik bezeichnet wird, ist den Musikerinnen und Musikern ein ganz besonderes Anliegen: Auch in dieser Saison wird es wieder zwei Mal die Gelegenheit geben, die Wiener Symphoniker in einem außergewöhnlich intimen Rahmen erleben zu können.
Den Auftakt des diesjährigen Kammermusik-Reigens bildet am 15. November eine gemischte Formation des Orchesters, die das Konzert dem tschechischen Barockkomponisten Jan Dismas Zelenka widmen. Zelenka, der in Wien studierte und am sächsischen Hof wirkte, war lange Zeit beinahe in Vergessenheit geraten.

Erst seit Mitte der 1970er Jahre wird seine ebenso einfallsreiche wie virtuose Musik wiederentdeckt, deren Lust an gewagten harmonischen Experimenten, für damalige Verhältnisse halsbrecherischen Tonartwechseln und plötzlich aus dem alten italienischen Stil hervorbrechenden, exzessiven Läufe ihm den Beinamen „böhmischer Bach“ eingebracht hat. Der erste Abend des heurigen Kammermusik-Fests bietet die Gelegenheit, diesen großen, viel zu selten gespielten Visionär der Musikgeschichte zu entdecken - abgerundet von Werken der Zelenka-Zeitgenossen Georg Philipp Telemann und Johann Friedrich Fasch.

In die Welt der Streichsextette entführen im Februar die Musiker des zweiten Kammerkonzerts.
Ein „langes, sentimentales“ Werk nannte Johannes Brahms später sein 1860 vollendetes Erstes Streichsextett. Nichtsdestotrotz war dessen Uraufführung ein Erfolg und verhalf ihm zu erstem größerem Ruhm als Komponist. Es war das erste Werk reiner Streicherkammermusik, das Brahms drucken ließ - 20 jugendliche Streichquartette waren diesem vorausgegangen, die er allesamt vernichtet hatte. Inspiriert von der lieblichen Umgebung des Rheintals bei Bonn erklingen im Eröffnungssatz volkstümlich angehauchte Melodien, eingebettet in eine große Klangfülle, anhand derer Brahms eine Brücke zur symphonischen Form schlägt.
Das Streichsextett „Souvenir de Florence“ von Piotr Iljitsch Tschaikowski wiederum, das in der zweiten Konzerthälfte erklingt, ist als eine musikalische Erinnerung an eine für Tschaikowski sehr positive Zeit in Florenz zu verstehen. Obschon selbst kein großer Fan von Kammermusik, gelang Tschaikowski mit diesem Auftragswerk ein vor Energie nur so sprühendes Musikstück, das zu seinen heitersten, lebensbejahendsten Werken zählt.