Frühlingskonzert im Wiener Konzerthaus

Frühlingskonzert im Wiener Konzerthaus

8. unD 9. APril 2023

Text von Rainer Lepuschitz

„Der Frühling in holder Pracht erwacht … Sonnenschein dringt nun ein … Da strömt auch der Liederquell, der zu lang schon schien zu schweigen …“ heißt es in Johann Strauss‘ „Frühlingsstimmenwalzer“. Die Wiener Symphoniker werden im schon heiß ersehnten Frühlingskonzert im Wiener Konzerthaus wieder, wie jedes Jahr um diese Zeit, Sonnenschein, Glück und holde Pracht ins Wiener Musikleben bringen, diesmal mit einem schönen Strauß böhmisch-ungarisch-österreichischer Melodien. Der „Frühlingsstimmenwalzer“ mit seinen Girlanden von Kantilenen und Koloraturen wird dabei in der Schweizer Sopranistin Regula Mühlemann zweifellos die ideale Interpretin finden, „sprudelt“ doch ihre Stimme „mit federleichtem Timbre wie ein klares Bächlein“ und singt sie „betörend, märchenhaft und  elfengleich“, wie die Zeitung „Der Standard“ nach einem ihrer jüngsten Auftritte im Konzerthaus befand.

Dem von Strauss einst für die Hofopern-Primadonna Bianca Bianchi komponierten Gesangswalzer wird Regula Mühlemann drei der „Blumenlieder“ von Robert Stolz vorangehen lassen, jenem leidenschaftlichen, aus Graz gebürtigen Melodiker, der im 20. Jahrhundert nochmals die große österreichische Walzer- und Operetten-Ära aufblühen ließ und den im Übrigen auch eine schöne Zusammenarbeit mit den Wiener Symphonikern über mehrere Jahrzehnte hinweg verband (wovon auch heute noch wunderbare Plattenaufnahmen zeugen). „Lilie, du silberne Freundin der Nacht, dich hat das Mondlicht im Traume erdacht“, heißt es in einem dieser „Blumenlieder“ – eine stimmungsvolle Ergänzung zum magischen „Lied an den Mond“ aus Dvořáks Märchenoper „Rusalka“, in das Regula Mühlemann mit ihrer „märchenhaften“ Stimme eintauchen wird.

Der junge tschechische Dirigent Petr Popelka bringt zum Symphoniker-Frühlingsfest zündende Melodien und Rhythmen aus seiner Heimat mit: die Ouvertüre und Tänze aus Bedřich Smetanas Nationaloper „Die verkaufte Braut“. Aus Böhmens Hain und Fluren wird die Frühlingsreise weiter nach Ungarn führen, und zwar nach Galánta, wo der nachmalige große ungarische Komponist und Musikpädagoge Zoltán Kodály seine Kindheit verbrachte, der  sich später mit seinen „Galántai Táncok“, den „Tänzen aus Galánta“ an den unverwechselbaren Klang der dortigen Zigeunerkapelle erinnerte und die charakteristischen, zwischen schwermütigen und feurigen Episoden wechselnden Volkstänze wie den Csárdás und den Verbunko in schillernde Orchesterfarben tauchte.

Bestens in diese mittel-ost-europäische Musikmischung passt auch Emil Nikolaus von Reznicek, der einmal einforderte: „Ich bin als in Wien geborener slavo-romanischer Komponist mit deutscher Kultur zu behandeln.“ Mit seinem wohl größten Hit, der Ouvertüre zu der im spanischen Rittermilieu spielenden, komischen Oper „Donna Diana“, lassen die Symphoniker den ersten Teil des Konzerts ausklingen, während sie dann an das Ende des Frühlingsreigens schwelgerische Melodien und Harmonien aus einer in Noten gegossenen Herzensangelegenheit von Richard Strauss setzen, der in seinem Konversationsstück „Intermezzo“ eine autobiografisch angehauchte „eheliche Verwirrung“ aufarbeitete. Mit den vier symphonischen Zwischenspielen daraus erinnern die Wiener Symphoniker und Petr Popelka zum Konzertausklang gewissermaßen daran, dass der Frühling immer auch die Jahreszeit aufblühender, heftiger Liebesgefühle ist.