DIE SCHÖNHEIT DER MELANCHOLIE

Mit seinem vierten Klavierkonzert hat Beethoven die Tür zur Romantik weit geöffnet, neue Klangwelten geschaffen, in denen das Solo-Instrument und das Orchester symphonisch gleichberechtigt nebeneinander stehen. Johannes Brahms ist durch diese Tür hindurchgegangen. Mit seiner zweiten Symphonie hat er ein Meisterwerk geschaffen, das seine Zeitgenossen aufhorchen ließ: „Die zweite Symphonie scheint wie die Sonne erwärmend auf Kenner und Laien, sie gehört allen, die sich nach guter Musik sehnen“, schrieb der Kritiker Eduard Hanslick. Brahms selber befürchtete, dass seine Musik zu grübelnd sei: „Die neue Symphonie ist so melancholisch, daß Sie es nicht aushalten“, schrieb er an seinen Herausgeber, „ich habe noch nie so was Trauriges, Molliges geschrieben: die Partitur muß mit Trauerrand erscheinen.“ Tatsächlich gelingt es ihm, die Trauer durch die pastorale Grundstimmung des Werkes aufzuheben.

Diese zwei Werke nehmen die Wiener Symphoniker von 27. Februar bis 6. März 2023 mit auf Deutschland-Tournee: Von Köln führt die Reise dieses Jahr über Düsseldorf, Hamburg, Frankfurt, Hannover und Stuttgart nach München. Mit dabei: Beatrice Rana und Jaap van Zweden. Für die italienische Pianistin ist ein Konzert immer auch eine „Reise in Musik“, nun wird sie gemeinsam mit dem Wiener Klang durch Deutschland touren. Mit dem Chefdirigenten der New Yorker Philharmoniker haben die Wiener Symphoniker gerade die Brahms-Symphonien drei und vier erarbeitet. Er begann seine Karriere als Konzertmeister des Concertgebouworkest und ist für seine tiefgründigen und gleichsam sinnlichen Interpretationen bekannt.