MAL EIN BISSCHEN DIE ZEIT STEHEN LASSEN

Es gibt Momente in Musik, in denen die Welt einen Augenblick lang stehenbleibt. Der zweite Satz, das Andante in Mozarts Klavierkonzertes Nr. 21 ist so ein Moment, ebenso das Adagietto aus Gustav Mahlers 5. Symphonie: ein Liebesbrief in Tönen, den der Komponist seiner Geliebten Alma aus seinem Komponierhäuschen verfasste. Beide Werke stehen im Zentrum der Tournee der Wiener Symphoniker mit dem Dirigenten Omer Meir Wellber. „Musik“, sagt der, „muss die Menschen berühren, sie herausfordern, unter ihnen sein.“

Genau diese Selbstverständlichkeit sucht Omer Meir Wellber in seinen Dirigaten, aber auch in seiner Arbeit als Musikdirektor der Volksoper in Wien und der Oper in Palermo. Gustav Mahlers Musik entspricht Wellbers Verständnis davon, das Alltägliche in die Kunst zu holen. Und seine tiefe Verbundenheit mit Mozart, aber auch seinen gegenwärtigen Blick auf den Komponisten, hat er in seinem Buch „Die Angst, das Risiko und die Liebe“ niedergeschrieben, als er die DaPonte-Opern an der Semperoper dirigierte. Auch der kanadische Pianist Jan Lisiecki, dessen Karriere mit aufsehenerregenden Chopin-Interpretationen begonnen hat, sucht bei Mozart die gegenwärtige Leidenschaft.

Die Tournee der Wiener Symphoniker führt von Erlangen und Warschau über Hamburg, Köln, Barcelona, Zaragoza nach Amsterdam. Auf der Station in der Berliner Philharmonie wird der südkoreanische Pianist Seong-Jin Cho Beethovens 3. Klavierkonzert mit dem Orchester entdecken, und Omer Meir Wellber wird Beethovens 5. Symphonie auf ihre Gegenwärtigkeit abklopfen.