Saisonstart mit dem Gustav Mahler-Experten David Zinman
Die ersten beiden Konzertblöcke der Wiener Symphoniker im Wiener Konzerthaus zum Start der Saison 2018-19 beinhalten Werke von Gustav Mahler. Anlass einen schnellen Blick in unser Archiv zu werfen.
Gustav Mahler gilt heute als einer der wichtigsten symphonischen Komponisten nach Beethoven. Seine Musik steht natürlich auch regelmäßig auf den Programmen der Wiener Symphoniker. Gustav Mahlers Erste Symphonie war das erste Werk Mahlers, dass die Wiener Symphoniker – noch unter ihrem damaligen Namen Wiener Concertverein im Jahr 1904 spielten. Wenige Jahre später dirigierte Gustav Mahler das Orchester gar selbst – bei der Wiener Erstaufführung seiner 6. Symphonie im Jänner 1907 im Wiener Musikverein stand er selbst am Podium. Werke des Komponisten waren in der fast 120-jährigen Geschichte des Orchesters in weit über 1000 Konzerten zu hören.
Die monumentale 2. Symphonie, mit der David Zinman, einer der großen Gustav Mahler-Experten der Gegenwart, die Saison am 28. und 29. September im Wiener Konzerthaus eröffnet, wurde – relativ bescheidene – 56 Mal gespielt. Die 4. Symphonie, die im Rahmen der Festkonzerte zum Nationalfeiertag, zu hören sein wird, dagegen mehr als 110 Mal.
Dabei könnte die Anzahl weitaus höher sein: Im Dritten Reich war die Musik Mahlers bekanntlich verboten. Zudem galt sie im Musikbetrieb wegen ihrer Ausmaße und Komplexität lange als sperrig und unpopulär. Aber wie der Münchner Publizist Marco Frei beschreibt, ging Mahler selbst immer von einem späten Ruhm aus. „‚Meine Zeit wird kommen‘, wenn die von Richard Strauss um sei, hatte Mahler einst prophezeit. Tatsächlich aber sollte sie kommen, als sich die Welt nach zwei infernalischen Kriegen neu definierte. Als die Aufführungs- und Druckverbote der Nazis gegen den ‚entarteten Juden‘ Mahler nicht mehr galten und antisemitisches Gedankengut immer weniger salonfähig war.“
Programmheft Wiener Festwochen 1967 Mahler-Schwerpunkt
Einen kleinen Beitrag konnten auch die Wiener Symphoniker zu dieser Wiederentdeckung Mahlers beisteuern. Beim großen Mahler-Schwerpunkt der Wiener Festwochen 1967, dem große Bedeutung für die Renaissance der Mahler-Rezeption zugeschrieben wird, steuerten sie Aufführungen der 1., 3., 4., 5., 6. und 7. Symphonie unter so legendären Dirigenten wie Claudio Abbado, Georges Prêtre, Wolfgang Sawallisch oder Hans Swarowsky bei. Auch an einem weiteren Höhepunkt des Festivals waren die Symphoniker beteiligt. Die Aufführung vom „Lied von der Erde“ unter Carlos Kleibers stellt das einzige Dirigat Klebers eines Mahler-Werks dar. Nachhören kann man dieses legendäre Konzert übrigens als CD auf dem hauseigenen Label des Orchesters.
Gustav Mahler - Das Trinklied vom Jammer der Erde (Ausschnitt Wiener Festwochen 1967)