Julia Fischer

Julia Fischer

Artist in Residence 2017–18
Julia Fischer

Es klingt so einfach: "Mit vier Jahren bekam sie die erste Geige, mit dreizehn begann sie öffentlich aufzutreten. Mit neunzehn debütierte sie in der New Yorker Carnegie Hall. Von da an war sie ein Star." So wie in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wird der rasche Werdegang der Violinistin Julia Fischer, die in der Saison 2017–18 Artist in Residence der Wiener Symphoniker sein wird, oft umrissen.

Die Kürze, in der die Lebensstationen der deutschen Musikerin skizziert werden, unterschlägt dabei freilich nicht nur die vielen weiteren Erfolge und Auszeichnungen – vom Grammophone Award bis hin zum Echo hat sie fast alle der großen Klassikpreise gewonnen, 2006 wurde sie zur jüngsten Professorin Deutschlands berufen –, sie vermitteln auch das Bild eines Wunderkinds, dem der Erfolg dank einer außergewöhnlichen Begabung quasi in den Schoß gefallen ist. Nicht, dass Julia Fischer nicht außerordentlich begabt wäre; die Tiefe, Präzision und Virtuosität ihrer Konzerte und Einspielungen jedoch sind das Ergebnis einer ausnehmenden Disziplin, einer Bereitschaft ständig an sich zu arbeiten, zu lernen und sich weiter zu entwickeln, der Bereitschaft, für ihre Kunst große Opfer zu bringen. "Ich bin süchtig nach Musik", wie sie selbst einmal erklärte. Das Arbeitsethos, das Bedürfnis, Werke von verschiedenen Perspektiven aus zu durchdringen, sie intellektuell, technisch und nicht rein intuitiv anzugehen, eint sie mit dem Chefdirigenten der Wiener Symphoniker, Philippe Jordan.

Der freut sich entsprechend auf die intensive Zusammenarbeit in der kommenden Spielzeit: "Als wir uns vor drei Jahren entschlossen, die Position eines jährlich wechselnden Artist in Residence zu schaffen, war sie schon ganz oben auf unserer Wunschliste. Es ist einfach eine Freude, mit ihr zusammenzuarbeiten – nicht zuletzt, weil wir so viel von ihr lernen werden", erzählt der Symphonikerchef. "Ich bin wirklich sehr, sehr glücklich, dass es nun geklappt hat."

Im November 2017 launchte Julia Fischer eine neuartige Plattform, den Julia Fischer-Club, um das Publikum in Wort, Bild und Ton auf ihre Konzerte vorzubereiten. 

Neben einem Abend mit Kammermusik, bei dem das Publikum die vielseitige Künstlerin auch als Pianistin erleben kann, stehen drei richtungsweisende Klassiker der Geigenliteratur im Mittelpunkt der Residence bei den Symphonikern. Unter dem Dirigat von Philippe Jordan widmet Julia Fischer sich dem Violinkonzert Mendelssohns, dem letzten und für seine formellen Innovationen weithin als besten gepriesenen konzertanten Werk des Komponisten. Brahms‘ Violinkonzert, bei dem Solist und Orchester als sich gegenseitig stützende und ergänzende Partner angesehen werden, steht unter Lahav Shani, dem Ersten Gastdirigenten der Wiener Symphoniker, bei einem Gastspiel in ihrer Heimatstadt München auf dem Programm. Auch mit Schumanns grüblerischem, posthum veröffentlichtem Geigenkonzert – wiederum dirigiert von Philippe Jordan – geht sie mit den Wiener Symphonikern auf Tournee. Ein Werk wie gemacht für Julia Fischer, die große Intellektuelle unter den Geigenvirtuosinnen der Gegenwart – fordert es die Solistin doch, sich über das vom Orchester vorgestellte thematische Material in tiefe Reflexion zu verstricken.